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Abgebrochene Zugänge zu bürgerschaftlichem Engagement. Eine qualitative Studie am Beispiel von Menschen mit Migrationshintergrund in deutschen Wohlfahrtsverbänden

DFG-Projekt

Förderzeitraum: 01.06.2014 - 31.08.2017


Durch den öffentlich postulierten Bedeutungszuwachs der Zivilgesellschaft erhält bürgerschaftliches Engagement eine zunehmende Relevanz für gesellschaftliche Teilhabe. Gleichzeitig sind sozial benachteiligte Gruppen und Minderheiten in diesem Engagement unterrepräsentiert. Während es viel Forschung zur Aufnahme von Engagement gibt, ist der Abbruch kaum erforscht. Ebenso fokussiert sich Engagementforschung weitgehend auf individuelle Motive, während es nur wenig Studien darüber gibt, wie das jeweilige Engagementfeld und sozial geteilte Deutungsmuster den Engagementverlauf prägen. Das Ziel des Forschungsprojektes lag deswegen auf der Rekonstruktion der Prozesse, welche zum Abbruch von bürgerschaftlichem Engagement führen. Die Frage nach der Bedeutung sozialer Differenzen im Abbruchsprozess wurde am Beispiel von Menschen mit Migrationshintergrund erforscht, welche ihr Engagement in Wohlfahrtsverbänden als Organisationen der deutschen Mehrheitsgesellschaft abgebrochen haben. Der Abbruch wurde im Zusammenhang mit und als Ende eines Zugangsprozesses verstanden. Zugangs- und Abbruchprozesse wurden als eine in der Interaktion zwischen dem Handlungsumfeld des Engagements und den Engagementinteressierten sozial hergestellte Wirklichkeit erforscht. Aus diesem Grund wurde die Perspektive der einzelnen Engagierten, welche ihr Engagement abgebrochen haben, mit derjenigen von Gruppen aktiv Engagierter in Beziehung gesetzt. Erstere wurde über themenzentrierte narrative Interviews erhoben, letztere über Gruppendiskussionen.

Ein zentrales Ergebnis des Forschungsprojektes ist: Die erzählten Abbruchsprozesse sind maßgeblich durch das spezifische Engagementfeld der Wohlfahrtspflege sowie die in ihm konkret vollzogenen Tätigkeiten geprägt. Hier machen die Engagierten sowohl Erfahrungen, die sie in besonderer Weise an das Engagement binden, als auch solche, die vom Engagement abstoßen: Pflege und Hilfe ermöglichen einerseits besondere zwischenmenschliche Beziehungen. Andererseits ist Wohlfahrt durch Ökonomisierung geprägt, die bei den Engagierten auf Widerspruch und Ablehnung stößt. Abbruchsprozesse im Feld der Wohlfahrt sind somit durch ein besonderes Spannungsverhältnis geprägt.

Die Analyse der Bedeutung von Migration hat demgegenüber gezeigt: Mit Migration und Migrationshintergrund verbundene Themen wie etwa Fremdsprachkenntnisse, Schwierigkeiten im Zugang zum Arbeitsmarkt und erfahrene Differenzzuschreibungen prägen die Erzählungen – allerdings werden sie von den Befragten nur für die Aufnahme des BE relevant gemacht sowie als Positionierung in der Relation zum Interviewer. In Bezug auf die Abbruchsprozesse sind die spezifischen Erfahrungen im Feld der Wohlfahrt relevanter.


Publikationen

  • Kewes, Andreas; Munsch, Chantal (2020): Engagement im Feld der Wohlfahrt zwischen Resonanz und Widerspruch. In: Forschungsjournal Soziale Bewegungen, 33(1), S. 37-50.
  • Kewes, Andreas; Munsch, Chantal (2019): Should I Stay or Should I Go? Engaging and Disengaging. Experiences in Welfare-Sector Volunteering. In: voluntas: International Journal of Voluntary and Nonprofit Organizations 30(5), S. 1090-1103, http://link.springer.com/article/10.1007/s11266-019-00122-7
  • Munsch, Chantal; Kewes, Andreas (2019): Anders als gedacht. Migrationsspezifische Kategorisierungen in Narrationen über beendetes bürgerschaftliches Engagement. In: Soziale Passagen, 11(1), S. 99-118.
  • Kewes, Andreas; Munsch, Chantal (2018): "Was haben Sie schöne, warme Hände". Resonanzerfahrungen als eigensinnige Selbstbildung von und am Sozialen im wohlfahrtsstaatlichen Engagement. In: Zeitschrift für Sozialpädagogik, 04/2018, S. 401-421.
  • Kewes, Andreas; Munsch, Chantal (2018): Engagementabbrüche in Wohlfahrtsverbänden: Welche Rolle spielt ein "Migrationshintergrund"? In: Theresa Hilse-Carstensen, Sandra Meusel & Germo Zimmermann (Hrsg.): Freiwilliges Engagement und soziale Inklusion. Perspektiven zweier gesellschaftlicher Phänomene in Wissenschaft und Praxis. Wiesbaden: Springer VS, S. 27-40.
  • Kewes, Andreas; Munsch, Chantal (2018): (Kein) Widerspruch im Engagement - Beobachtungen zum kritischen Potential bürgerschaftlich Engagierter in Wohlfahrtsverbänden. In: Soziale Passagen, 10(1), S. 85-104, https://doi.org/10.1007/s12592-018-0284-7
  • Kewes, Andreas (2017): Engagementbeendigung in der Wohlfahrtspflege. Vom Suchen, Finden und Verlieren einer sinnvollen Tätigkeit. In: Stephan Lessenich (Hrsg.): Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Bd. 38 (2017): Geschlossene Gesellschaften, http://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/512


Vorträge/Veranstaltungen

  • "Erfahrungsräume statt Groupismus. Zur Kritik und Ergänzung des singularisierenden Diskurses über Zugehörigkeit anhand einer Forschung über abgebrochene bürgerschaftliche Engagements", 17. Internationale Migrationskonferenz, Olten (CH), 23.06.2017
  • "Abgebrochene Freiwilligenarbeit. Engagierte Migrant_innen zwischen Subjektkonstruktionen, Motivattributionen und Feldbedingungen", Tagung "Sozial(arbeits)wissenschaftliche Forschung in der Migrationsgesellschaft" an der FH Kiel und der DGS-Sektion "Migration und ethnische Minderheiten", Kiel, 11.05.2017
  • "Sind beendete bürgerschaftliche Engagements Hinweise auf soziale Schließungen im Feld der Wohlfahrtspflege?", 38. DGS-Kongress, Bamberg, 30.09.2016
  • Diskussion der Zwischenergebnisse. Workshop mit Mareike Alscher, Helmut Bremer, Michael Corsten, Gisela Jakob, Eckhard Priller, Cihan Sianoglu, Dita Vogel; Umweltzentrum Hannover, 17.06.2016
  • "Wohlfahrtsstaatliches Engagement in der Migrationsgesellschaft", 25. DGfE-Kongress, Kassel, 15.03.2016


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