"Bildungsbenachteiligung" als Topos pädagogischer Akteure in Ganztagsschulen (DFG-Projekt)
Förderzeitraum: 01.08.2013 - 31.07.2015
Projektbeschreibung
Der Abbau von Bildungsbenachteiligung stellt eine zentrale Legitimation des jüngst vollzogenen Ausbaus von Ganztagsschulen in Deutschland dar. Entsprechend steht im Zentrum des Projekts die Frage, ob und wenn ja, welche Orientierungen zu Bildungsbenachteiligungen und zugehörigen Förderbedarfen sich bei professionellen Akteuren in Ganztagsgrundschulen rekonstruieren lassen.
Dies wird anhand von drei heuristischen Vergleichsdimensionen methodisch konzeptualisiert:
- Berücksichtigt wird, dass sich Ganztagsschulen erheblich nach ihrer Organisationsform (rhythmisiert vs. additiv) unterscheiden. Zusätzlich wird die Angebotsvielfalt an Halbtagsschulen berücksichtigt. Im Projekt wird deshalb analysiert, welche Differenzierungen bezüglich Benachteiligung und zusätzlichem Förderbedarf in Abhängigkeit von der Organisationsform auftreten.
- Darüber hinaus wird erhoben, ob die Orientierungen in Abhängigkeit von der sozialen Zusammensetzung der Schülerschaft divergieren. Entsprechend wird maximalkontrastiv je Organisationsform eine Schule in ,privilegierter‘ und,benachteiligter‘ sozialer Lage untersucht.
- Eine weitere Besonderheit von Ganztagsschulen ist die Zusammenarbeit verschiedener Akteursgruppen. Neben Lehrkräften übernimmt das so genannte „weitere pädagogisch tätige Personal“ zentrale Aufgaben. Da hier Akteure mit differenter Berufssozialisation pädagogisch tätig werden, wird untersucht, inwiefern sich die Orientierungen beider Akteursgruppen unterscheiden.
Um dies zu erschließen, bedarf es eines Forschungs-Designs, das Orientierungen zu rekonstruieren vermag. Hierzu werden neben einleitenden problemzentrierten Interviews mit Schulleitung und Ganztagskoordination der untersuchten Schulen vor allem Gruppendiskussionen geführt: In den unterschiedlichen Organisationsformen der halb- und ganztägigen Grundschulen sowohl akteurshomogene wie auch heterogene Gruppendiskussionen. Auf diese Weise können Orientierungen einzelner Berufsgruppen rekonstruiert, zueinander in Bezug gesetzt und gegebenenfalls Unterschiede nach den Organisationsformen der Grundschulen oder der sozialen Zusammensetzung der Schülerschaft erschlossen werden.
Informationen für Schulen
- Zum Flyer bitte hier klicken
Projektleitung
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen
- Jennifer Buchna
- Pia Rother
Vorträge
21.10.2015 | "Eltern und Ganztagsschule. Aufgaben von ganztägigen Grundschulen aus Sicht pädagogischer Akteure" 8. Tagung der DGfE-Sektion "Empirische Bildungsforschung" (KBBB/AEPF) (21.09.-23-09-2015), Symposium: "Unterstützung und Engagement von Eltern im Rahmen außerschulischer und schulischer Bildungsprozesse", Georg-August-Universität Göttingen |
12.06.2015 | "(Re-)Konstruktion von Zuständigkeiten. Zu 'alter' und 'neuer' Problemarbeit in Halb- und Ganztagsgrundschulen" auf der Jahrestagung der Kommission Sozialpädagogik der DGfE: Wa(h)re Gefühle. Sozialpädagogische Emotionsarbeit im wohlfahrtsstaatlichen Kontext (11.-13.06.2015), AG: Positionierung von Fachkräften und AdressatInnen in Schule und Ganztagsangeboten, Universität Siegen |
24.10.2014 | "Eltern aus Sicht pädagogischer Akteure. Ein Vergleich zweier teilgebundener Ganztagsgrundschulen mit sozial unterschiedlicher Schülerschaft. Ergebnisse aus dem Topos-Projekt" Vortrag zur 12. Netzwerktagung Ganztagsschule (23./24.10.2014) an der TU Dortmund |
04.11.2013 | "'Bildungsbenachteiligung' als Topos pädagogischer Akteure in Ganztagsschulen" Vorstellung und Diskussion zum DFG- Projekt im Kolloquium Bildungswissenschaften von Prof. Dr. Martin Heinrich am 04.11.2013 an der Leibniz Universität Hannover |
Projektbezogene Publikationen
- Buchna, J./Coelen, T./Dollinger, B./Rother, P. (2017): Abbau von Bildungsbenachteiligung als Mythos? Orientierungen pädagogischer Akteure in (Ganztags)Grundschulen. In: Zeitschrift für Pädagogik. Heft 4, S. 416-436.
- Buchna, J./Coelen, T./Dollinger, B./Rother, P. (2016): Normalisierte Hierarchie in Ganztagsgrundschulen. Empirische Befunde zur innerorganisationalen Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften und weiterm pädagogisch tätigem Personal. In: Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation, Heft 3. 36. Jg., S. 283-299.
- Buchna, J./Coelen, T./Dollinger, B./Rother, P. (2015): Die Moral der Ganztagsschule. Zur Begründung ganztägiger Erziehung zwischen Playstation und Schulordnung, In: Neue Praxis. Heft 6, S. 626-641.
- Buchna, J./.Coelen, T./Dollinger, B./Rother, P. (2015): Neue Problemarbeit? Konstruktionen von Bildungsbenachteiligung in Halbtags- und Ganztagsschulen. In: Soziale Probleme, Band 26, Heft 1, S. 47-66.
- Buchna, J./Rother, P./Coelen, T./Dollinger, B./Hildebrandt, Z. (2015): Elternaufgaben ergänzen oder ersetzen? Eltern im Blick pädagogischer Akteure in Ganztagsgrundschulen. In: Zeitschrift für Grundschulforschung, Band 8, Heft 1, S. 65-79.
Weitere thematisch relevante Publikationen der Beteiligten (Auswahl)
- Coelen, T./Stecher, L. (Hrsg.) (2014): Die Ganztagsschule. Eine Einführung. Weinheim: Beltz Juventa.
- Coelen, T./ Rother, P. (2014): Weiteres pädagogisch tätiges Personal an Ganztagsschulen. In: Coelen, T./Stecher, L. (Hrsg.): Die Ganztagsschule. Eine Einführung. Weinheim: Beltz Juventa. S. 111-126.
- Coelen, T./Rother, P. (2014): Ganztagsschulen in Bildungslandschaften. In: Coelen, T./Stecher, L. (Hrsg.): Die Ganztagsschule. Eine Einführung. Weinheim: Beltz Juventa. S. 79-96.
- Dollinger, B./Dippelhofer, S. (2014): Bildungs- und Gesellschaftspolitik. In: Coelen, T./Stecher, L. (Hrsg.): Die Ganztagsschule. Eine Einführung. Weinheim: Beltz Juventa. S. 185-196.
- Rother, P./Stötzel, J. (2014): Familie, soziale Herkunft und Bildungsungleichheit. In: Coelen, T./Stecher, L. (Hrsg.): Die Ganztagsschule. Eine Einführung. Weinheim: Beltz Juventa. S. 157-169.
- Coelen, T./Herr, M. (2012): Auf der Suche nach interprofessionellen Kompetenzen. ‚ganztags‘ in der Lehrer/innenbildung. In: Kraler, C/Schnabel-Schüle, H./Schratz, Mi./Weyand, B. (Hrsg.): Kulturen der Lehrerbildung: Professionalisierung eines Berufsstands im Wandel. Münster. S. 105-122.
- Coelen, T./Dollinger, B. (2012): Geschichte, Gegenwart und Perspektiven der Ganztagsschule. In: Bauer, U./Bittlingmayer, U.H./Scherr, A. (Hrsg.): Handbuch Bildungs- und Erziehungssoziologie. Wiesbaden. S. 763-777.
- Rother, P. (2012): Faktoren der Kooperationsqualität. Professionelle Arrangements und institutionenspezifische Standpunkte am Beispiel der Kooperation einer offenen Ganztagsschule und eines Kinderhauses. Eine Studie im Auftrag von Lernen vor Ort Frankfurt am Main. Lernen vor Ort: Frankfurt am Main. Download
- Dollinger, B. (2010): Bildungsungleichheit als Problemarbeit. Eine problemtheoretische Betrachtung anwendungsbezogener Bildungssoziologie. In: Soziale Probleme, 21. Jg. S. 168-191.
- Dollinger, B. (2010): Bildungsungleichheit als Konstituens von Sozialpädagogik. Theoretische und empirische Befunde am Beispiel Ganztagsschule. In: Zeitschrift für Sozialpädagogik, 8. Jg. S. 191-210.
- Coelen, T./Otto, H.-U. (Hrsg.) (2008): Grundbegriffe Ganztagsbildung. Das Handbuch. Wiesbaden.
- Coelen, T. (2007): Dimensionen empirischer Ganztagsschulforschung aus sozialpädagogischer Sicht. In: Bettmer, F./Maykus, S./Prüß, F./Richter, A. (Hrsg.): Ganztagsschule als Forschungsfeld. Theoretische Klärungen, Forschungsdesigns und Konsequenzen für die Praxisentwicklung. Wiesbaden. S. 43-72.