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Spannungsverhältnisse in Engagementfeldern. Ein Vergleich zwischen Kirchengemeinden, Sportvereinen, Umweltinitiativen und Wohlfahrtsverbänden

DFG-Projekt

Förderzeitraum: 01.10.2019 - 30.06.2023

 
 
 Engagement in Zwiespalt

Abschlusstagung am 30. März 2023


Die Tagung präsentiert Ergebnisse aus zwei DFG-Forschungsprojekten, in denen wir seit 2014 Engagementabbrüche erforschen. Anhand narrativer Interviews und Gruppendiskussionen wurde die Perspektive von (ehemaligen) Engagierten rekonstruiert. Für die Forschung leitend war zum einen der Blick auf die Prozesshaftigkeit des Engagements: Wie entwickelt sich das erzählte Engagement mit den Erfahrungen, welche die Engagierten währenddessen machen? Leitend war zum anderen die Frage nach dem Kontext des Engagements: Welche spezifischen Dynamiken zeigen sich im Vergleich der Engagementfelder Wohlfahrtsverbände, Kirchen, Sportvereine und Umweltinitiativen? Die Ergebnisse zeigen zentrale Spannungsverhältnisse, die den Alltag im Engagement prägen. Für jedes Engagementfeld wurden spezifische Herausforderungen rekonstruiert, mit denen die Engagierten umgehen müssen. Gleichzeitig gibt es Herausforderungen, die das Engagement insgesamt kennzeichnen. Dies betrifft insbesondere unterschiedliche Vorstellungen von Kooperation sowie Verletzlichkeiten im Engagement. Die Abschlusstagung stellt diese Befunde ausführlich vor und damit zur Diskussion.

Für die Anmeldung, Programm und weitere Informationen bitte hier klicken.

Flyer zum Download

 

Das Forschungsprojekt orientiert sich an einem Befund der internationalen Engagementforschung, wonach sich die Motivation von Engagierten prozesshaft entwickelt: Hat das Engagement einmal begonnen, entwickeln Engagierte im kontinuierlichen Wechselspiel mit dem Kontext des Engagements ihre Motivation weiter. Mit Kontext gemeint sind dabei insbesondere die ausgeübte Tätigkeit selbst, mögliche Mitengagierte, die Organisation und die Interaktion mit möglichen Klient_innen. Unser Forschungsprojekt fragt danach, ob es Engagementfeld-spezifische Dynamiken der Engagemententwicklung gibt.

In einem früheren Forschungsprojekt haben wir Abbruchsprozesse von bürgerschaftlichem Engagement in der Wohlfahrt untersucht (s. hier). Die Ergebnisse aus diesem Projekt sind der Grund, weswegen wir unsere Fragestellung so formulieren. Wir haben festgestellt, dass Abbrüche im wohlfahrtsstaatlichen Engagement wesentlich durch eine Spannung geprägt sind: Zum einen machen Engagierte im Rahmen ihrer Sorgetätigkeiten oder mit anderen Engagierten besondere Erfahrungen, die sie an das Engagement binden. Zum anderen entwickeln sie Widersprüche zu Praktiken, die sie im Feld beobachten. Diese beiden Spannung erzeugenden Erfahrungstypen wiederum werden maßgeblich durch das Engagementfeld der Wohlfahrt hervorgerufen: Pflege und Hilfe ermöglichen einerseits besondere zwischenmenschliche Beziehungen. Andererseits ist Wohlfahrt durch Ökonomisierung geprägt, die für den Widerspruch und die Ablehnung durch die Engagierten grundlegend ist.
Für das Forschungsprojekt ergibt sich hieraus die Frage, welche Spannungsverhältnisse das bürgerschaftliche Engagement in anderen Feldern kennzeichnet: Welche spezifischen Tätigkeiten ermöglichen Erfahrungen, die an ein Engagement binden? Welche Aspekte des Feldes führen zu Widerspruch? In welcher Weise kann sich der Widerspruch jeweils artikulieren? Gibt es auch feldübergreifende Spannungsphänomene?

Im Forschungsprojekt werden die Engagementfelder Kirche, Umweltinitiativen und Sportvereine sowohl untereinander als auch mit den bisherigen Ergebnissen aus dem Wohlfahrtsbereich verglichen. Wir haben diese Felder ausgewählt, weil sie erstens ganz unterschiedliche Tätigkeiten beinhalten und zweitens verschiedene Organisationsformen kennen (von kleinen, selbstorganisierten Vereinen bis hin zu großen, eher hierarchischen Organisationen). Insofern erwarten wir ein ausreichend kontrastreiches Datenmaterial. Konkret erheben wir narrative Interviews mit Personen, die ein Engagement in einem der Felder beendet haben, da diese einen Überblick über den gesamten Engagementprozess geben können. Außerdem führen wir Gruppendiskussionen mit Personen durch, die aktuell engagiert sind. Beide Erhebungsformen erlauben uns, auch innerhalb des Engagementfeldes das Wissen der jeweiligen Akteur_innen zu rekonstruieren und zu kontrastieren.

 

Publikationen

  • Kewes, Andreas; Müller, Moritz; Munsch, Chantal (2022): Kooperationsbeziehungen im Engagement. In: Christoph Gille & Katja Jepkens (Hg.): Teilhabe und Ausschlüsse im Engagement. Ergebnisse empirischer Forschungsprojekte zu formellem und informellem Engagement. Baden-Baden: Nomos, S. 67-84, kostenlos zum Download unter https://doi.org/10.5771/9783748928942-67

Vorträge

  • "Verletzbarkeit im bürgerschaftlichen Engagement: Zur Erforschung unintendierter Folgen von Engagement", ZEFFF in Düsseldorf, 09.12.2022
  • "Die Feldspezifik von Engagement: Wohlfahrt, Kirche, Sport und Umweltbewegung im Vergleich", DGS-Kongress in Bielefeld, 30.09.2022
  • "Withdrawal from Volunteering", ISTR 15th International Conference in Montreal (Kanada), 13.07.2022
  • "Divergent Frames of Cooperation as a Challenge for Civic Engagement", ISTR 15th International Conference in Montreal (Kanada), 13.07.2022
  • "Dem Phänomen auf die Schliche kommen? Methodische Reflexionen über das systematische Vergleichen am Beispiel von Konflikten und Verletzungen im bürgerschaftlichen Engagement", Empirie-AG in der DGFE-Kommission Sozialpädagogik in Bielefeld, 08.07.2022
  • Diskussion von Zwischenergebnissen. Workshop mit Janine Kuhnt, Carolin Mauritz, Heiko Meier, Tina Nobis, Uta Pohl-Patalong, Björn Szymanowski, Lisa Villioth, Alexander Wohnig, online, 05.03.2021

 

 


 

 
 
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